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Mai 2019 November 2022
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adis e.V.: Die Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein
Am Dienstagabend, 06.10, waren circa 20 alte und junge Tübinger*innen im Gemeindehaus Lamm versammelt, um vom Thema „Die Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein“ mehr zu erfahren. Der Vortrag wurde vom Projekt TAKT – Tübingen aktiv gegen Diskriminierung im Rahmen der Interkulturellen Woche organisiert. Maria Kechaja und Andreas Foitzik sind Teil des Vereins adis e.V, der sich für Empowerment und Antidiskriminierung engagiert und zudem auch Beratung für Betroffenen anbietet. Im Vortrag erklärten sie ausführlich sieben Eckpunkte, worunter Rassismus betrachtet werden sollte. Er wird auch später auf die Internetseite von adis e.V gestellt.
Laut den Referent*innen geht es im Rassismus nicht um die Absicht, sondern um die Wirkung. Deswegen ist Rassismus auch subtil und unbeabsichtigt: Er steckt in Arbeitsplätzen mit fast nur weißen Mitarbeiter*innen und in der Neugier, die Haare eines schwarzen Mädchens anzufassen. Am Wichtigsten ist, zu verstehen, dass Rassismus strukturell ist und den ganzen Alltag beeinflusst. Es geht um historische Machtstrukturen, die besonders für Menschen, die davon nicht betroffen sind, nicht so leicht zu sehen sind. Das Konzept, das zum Rassismus führt, heißt „Othering“: Die Teilung von Menschen in „Uns“ und „den Anderen“, die mit Gegensatzpaaren verstärkt wird und in der Gesellschaft legitimiert wird. Rassismus kann durch Empowerment, den solidarischen gemeinsamen Kampf von marginalisierten Gruppen für bessere Rechte, bekämpft werden, aber auch durch Powersharing, Teilung der eigenen Machtposition und Übernahme der Verantwortung.
Der Vortrag war gleichzeitig akademisch und informal, aber enthielt auch persönliche Beispiele. Maria Kechaja und Andreas Foitzik stellten zwei verschiedene Perspektiven dar: die eines weißen Mannes und die einer Frau mit Migrationshintergrund. Sie beschrieben ihre persönlichen Erfahrungen mit Diskriminierung und sprachen von Privilegien als Mann, weiß, heterosexuell oder einfach als einer in Europa im Wohlstand lebender Mensch. Besonders nachvollziehbar war meiner Meinung nach der Gedanke, dass sich alle ihre eigenen Privilegien bewusst machen sollten, da Rassismus auch unsichtbar und unbeabsichtigt ist.
Ich fand es besonders eindrucksvoll, wie beide Referent*innen das Thema ernst, aber auch verständlich betrachtet haben. Es ging nicht um die Beschuldigung von weißen Europäer*innen, sondern einfach um die Verbreitung des Bewusstseins. Die historischen Strukturen sind da, und es ist einfach so, aber wenigstens kann jeder es akzeptieren und etwas dagegen tun. Obwohl in der Diskussion einige Kommentare leider sehr angespannt und teilweise sogar verletzend waren, haben die Referent*innen sich die ganze Zeit selbst reflektiert und sind ruhig geblieben. Auch der von adis e.V produzierte Film „Nie wieder – schon wieder. Tübinger Stimmen zu Rassismus“, der am Anfang gezeigt wurde, hat viele Gedanken erweckt. Dabei nennt die Interviewte N’zinga eine Antwort, konkret gegen Rassismus zu kämpfen: „Wenn du siehst, dass im Zug nur eine schwarze Person kontrolliert wird, sag etwas. Wenn du siehst, dass in ein Club nur weiße Menschen reinkommen, sag etwas. Und wenn du dir nicht sicher bist, geh hin und frag: „Brauchst du in dem Moment Hilfe?““
Audio
Der Radiobeitrag zum Nachhören
77129_Die_Schwierigkeit-_nicht_rassistisch_zu_sein_fertig.mp3
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