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Ein Bild von Lampedusa - Ambivalenz

In 5 Gesichtspunkten werden in dem folgenden Beitrag neue Einblicke auf die doch so unbekannte Insel geboten. Unter dem Aspekt, die stark ausgeprägte Ambivalenz und die damit einhergehende Zerrissenheit von Einheimischen, und damit gemeint ihre Einstellungen und Beziehungen zur Insel und den ankommenden Flüchtlingen, darzustellen. Dennoch ist und bleibt Lampedusa vorerst mal nur eine Insel im Mittelmeerraum.



1.Schönheit und Armut des Landes

 Lampedusa ist eine vergleichsweise kleine Insel. Ihr Umfang von 20 km² entspricht einem fünftel der Fläche von Sylt. Und auf diesem kleinen Fleck leben 5700 Einwohner. Im eigentlich handelt es sich hier um eine Inselgruppe, die Pelagischen Inseln. Rechtlich gesehen gehört sie zu Sizilien und damit zu Europa. Fast die komplette Einwohnerschaft findet man in der Ortschaft Lampedusa, auch einfach nur paese ( Dorf) genannt.

Lampedusa war noch nie eine reich beschenkte Insel. Das Klima ist sehr heiß und bei der Besiedlung rodete man weite Waldflächen für den Export von Holzkohle. Jene Flächen erodierten schnell und wandelten sich zu Wüsten.  Man begann intensiv Fischfang zu betreiben. Leider findet man heutzutage kaum noch traditionelle Fischereiern, die meisten mussten schließen, da durch riesige Seetanker das Mittelmeer so überlastet wurde, dass es sich kaum noch rentierte oder gar zum überleben ausgereicht hätte.

Man wechselte zum Tourismus, der mittlerweile Takt gebend auf der Insel ist. Mit dem Wechsel zum Tourismus, entstand eine noch größere Armut und Abhängigkeit. Aber der Tourismus zeigt, das Lampedusa eine reiche Insel im Hinblick auf Ruhe, Natur und weiße Strände ist. Eine allgemeine Gelassenheit die man anderorts nie finden würde bestimmt den ganzen Ort. 

Daneben das Problem des ewigen Stillstandes. Ausgezeichnet am improvisierten Baustil oder der fehlenden oder beschädigten Infrastruktur. Halb angefangen brache Straßen, etliche Projekte, alles vom Festland gestartet, aber nie zu ende gebracht worden. Viele Bewohner fühlen sich übersehen und missachtet.

 

2. Ein Blick in die Geschichte  

 1843 organisierte die Regierung Siziliens eine Kolonialisierung der Insel, mit 120 Männern und Frauen aus den unterschiedlichsten sozialen Milieus, die mithilfe enormer Subventionen angelockt wurden. 

Immer wieder versuchte die Regierung, Lampedusa zu einer Gefängnisinsel um zu funktionieren. Ab 1872 wurden alle im Festland(Italien) Inhaftieren Kleinkriminelle, Landstreicher und politische Gegner, auf die Insel verbannt. Dort mussten sie unter zwang in die anzutreffende Gesellschaft aufgenommen und integriert werden, da die Gemeinde durch die starke Abgeschiedenheit zum Festland, auf sich gegenseitige Unterstützung und Hilfe angewiesen war. Dies führte zu einer kollektiven Bewusstseinseinstellung gegenüber der vor diktierte Regierungsart auf dem Festland.  Im Jahr1878 wurde die Kolonie Eine gemeinde. Dennoch blieben die Lebensbedingung extrem schlecht und ab1880 kam es zu zahlreichen Auswanderungen nach Tunesien und Nordafrika.

Trotz Abzug der Ersteinwohner, folgte eine Rückkehr zum Inselleben statt. Heute noch wandert die jüngeren Generation ab. Sie sind auf der Suche nach höheren Erfolgschancen bei der Jobsuche, aber auch jene kehrten immer wieder zur Insel zurück, weil dort eine andere Lebenszeit herrscht; man kann diesen besonderen Lebensstil nicht einfach ablegen.

 

  3. Isolation und Abhängigkeit

Die Überfahrt nach Sizilien dauert 8 Stunden. Einmal täglich kommt ein Tragflächenboot. Zudem schafft ein kleinerer Flughafen, eine Verbindungen nach Palermo, zweimal wöchentlich sogar nach Catania. Bei schlechten Wetterbedingungen, kann es zur wochenlanger Isolation führen.

Neben enormen Subventionen, versuchte sich die Inseln selbstständig zu machen. Erst vom Export von Holzkohle zum Export von massenhaften Fisch hinzu kompletten Abhängigkeit an die Tourismus Branche, zeigte das jegliche Versuche der Autonomie größtenteils scheiterten. 

 

4. Ruhe und Entspanntheit vs. Langeweile und Chaos

Auf der Insel gibt es leider sehr wenig Arbeit. Daneben existieren viele Ferienwohnungen, die in der Hochsaison im Sommer, einen rießen Ansturm an  Touristen auffangen müssen. Dann herrscht Dauerbetrieb in den Restaurants und Cafés, sowie an den Flughäfen und Hafen. Nach der Saison, im Winter, kehrt sehr schnell wieder Ruhe zurück. Aber keinerlei effektive Arbeit bleibt bestehen, denn der Fischfang existiert fast nicht mehr, es gibt keine Kinos oder Theater, das ausfallen der Fähre fällt mehr auf und wird zur wöchentlichen Unterhaltung.

Trotzdem reizt auch der Winter mit seiner Gelassenheit und der Möglichkeit sich in einer Abgeschiedenheit zu entspannen.

 

  5. Migranten/Flüchtlinge und der Tourismus

Die meisten Einwohner sehen sich auch als Migranten auf Lampedusa. Zahlreiche kulturelle Hintergründe bestimmen das Bild der Bevölkerung. Trotzdem sind sie eine Gemeinschaft. Eine sehr tolerante und offene Gesellschaft, die jeden gerne aufnimmt.

Oft wurde Lampedusa als Gefängnis missbraucht, aber die Menschen sehen den Menschen als Menschen, fühlen sich mit dem Meer verbunden und das ermöglicht ein großes mitfühlen bei den Fluchtgeschichten der Migranten und Asylsuchenden. Die Lampudisani wollen helfen und wollen sich gegen die auf gestülpte Politik vom Festland wehren, wollen keine Gefängnisinsel mehr sein oder werden und wollen die unmenschlichen Missstände abschaffen. Sie sind genervt und gestresst von der Dauerpräsenz der Polizei und der Armee, die keinerlei Sicherheit mit sich bringt sondern hauptsächlich vollbesetzte Flüge.

Die große Abhängigkeit vom Tourismus schafft, Armut aufgrund schrumpfender Wirtschaftszweige in anderen Branchen. Neben den 5700 Einwohnern werden bis zu 10 000 Betten vermietet. Vor allem Frauen arbeiten aufgrund einer klassischen Familienstruktur hauptsächlich als Kinder oder Dienstmädchen in der Hochsaison. Andere besitzen Souveniershops oder geben sich als Reiseführer, möchten die Insel stets attraktiv und begehrenswert gestalten und da sind Flüchtende aus Auffangzentren eigentlich eine Gefahr. Das Beispiel Polizeimole, welche von hohen unüberschaubaren mauern umgeben ist, dennoch gleich neben einem beliebten Touristenstrand steht, zeigt wie ambivalent alle Menschen auf dieser Insel leben und mit Problemen umgehen. 

 

 

Solidarisierung

  • Ankunft erster Flüchtlingsboote 1990, keinerlei staatliche Verwaltung oder Aufnahmezentren vorhanden → lampedusani nahmen Erschöpfte zu sich erst mit wachsender Anzahl an Booten, schaltete Regierung sich ein  → Erstaufnahmezentrum mit 90 Plätzen
  • dank eines undercover Journalist, der sich einschleuste, konnten Missstände aufgedeckt werden
  • Errichtung neuen Zentrums centro d'accoglienza (Gesetzesvorlage bis 2009 sah nur Erstaufnahme vor, 800 Plätze und Dauer von höchstens 72 std.) ! damals identifikations- und Abschiebezentrum auf Sizilien/Festland    → Dauer: tage bis monate bis Status geklärt wurde
  • andauernder Anstieg führte zur massiven Überforderung Logistik brach zusammen → unhaltbare hygienische Zustände, plus Spannungen und anhaltender Aufenthalt mit Übernachtungen bei winterlichen Temperaturen draußen am Strand auf Matratzen
  • der Tropf der das Fass überlaufen lies heißt Roberto Maroni (ausländerfeindliche Partei lega Nord) : es war der 9 Januar wo er verkünden lies der Ausnahmezustand in Lampedusa sei von nun an beendet, da es zu keinerlei Verlegung von Flüchtlingen nach Sizilien oder Festland kommen wird, bevor nicht der Status der Person Vorort geklärt worden ist
  •  Umwandlung zum identifikations- und Abschiebezentrum → Errichtung von Containern in der Hitze von 40 Grad 
  • Partei übergreifend solidarisierten sich Lokalpolitiker und gründeten Bürgerinitiative, nicht wegen der Flüchtlinge, sondern der Abwälzung des Problems auf sie und sozusagen die Insel zu einem Gefängnis umzufunktionieren
  • Solidarisierung der Einheimischen und Flüchtlingen 2009 unter dem Slogan liberta, liberta nötigte Regierung zu Handlungen, aber es wurden nur noch mehr Polizeiarmeen entsandt 
  • Generalstreik: 5.000 Menschen auf der Straße und damit quasi die gesamte Bevölkerung

 

 

Das Bild Europas

Lampedusa ist nicht das Ziel! In Wirklichkeit haben die meisten Flüchtlinge nur abstrakte Vorstellungen von Europas Festland, das Problem das diese unrealistisch sind und eine Rückkehr unmöglich machen aufgrund sozialer Schmach und die meisten wissen nicht, das die meisten in einen zustand der Illegalität hinein geraten.  Anmerkung:Der Frieden in Europa ist denen zu verdanken, die durch Auslandserahrungen das anders Sein nicht als weltfremd sehen und somit keinem nationalistischen Gedankengut nahekommen.


Audio

mp3

Download (16,71 MB)
lampedusa_2015.mp3



Anhänge

» coldplay_in-my-place_sheet-music.pdf

» (Guitar SongBook) Pink Floyd - Wish You Were Here.PDF

» lm_praesi_4min.mp4


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